Reise nach Jerusalem…

Heute wieder etwas Neues von mir:

Momentan befinde ich mich in Jerusalem. Auf der Hinfahrt von Ramat Gan nach Jerusalem geisterte mir immer wieder im Kopf herum, was wäre, wenn jetzt eine Bombe hochgeht. Vielleicht habe ich doch mehr Angst, als ich es mehr selbst eingestehe. Die Busse nach Jerusalem werden, im Gegensatz zu Reisen vom Zentralbusbahnhof aus, nicht kontrolliert, theoretisch könnte man eine Bombe im Gepäck verstecken. Schon möchten die Hamas die Dritte Intifada ausrufen:

http://www.i24news.tv/en/news/israel/diplomacy-defense/37961-140723-liveblog-no-gaza-ceasefire-in-sight

Hunderprozentige Sicherheit wird es wohl nie geben, trotz Kontrollen, wie die Vergangenheit zeigte.

In jedem Fall bin ich heil und sicher in Jerusalem angekommen, von einem Diebstal bin ich diesmal verschont geblieben.

In Ramat Gan gab es in den letzten Tagen regelmäßig Alarm, ich habe zwei Alarme mitbekommen, es kann aber gut sein, dass ich einen Alarm überhört habe, wie es schon einmal vorgekommen ist. Im Büro läuft es so ab, dass wir ins Treppenhaus gehen. Manche gehen auch in den Schutzraum, die Leute aus meinem Büro bleiben aber im Treppehaus, sodass ich als „Mitläuferin“ auch im Treppenhaus verweile. Es dürfte aber nicht schaden, zu wissen, wo der Schutzraum liegt. Ich werde mich nächste Woche erkundigen.

Die Arbeit gefällt mir sehr gut, Näheres werde ich in einem separaten Artikel erläutern.

Nun bin ich hier in Jerusalem. Ich war bis jetzt nur einmal in der Altstadt, meide sie momentan aber, wenn es geht, da es dort in jüngster Zeit immer wieder Ausschreitungen gab. Auf den Tempelberg traue ich mich als Touristin erst recht nicht.

Es ist offensichtlich, dass die Zahl der Touristen erheblich zurückgegangen ist. Dem Manager eines Touristikbüros zufolge ist die Zahl der Touristen um fast 75 % zurückgegangen. Dies ist angesichts der aktuellen Lage nicht verwunderlich. Auf jeden Fall war die Altstadt bei meinem letzten Besuch nicht so überfüllt wie sonst, ein Händler beklagte sich über fehlende Touristen.

Hier in Jerusalem scheint es viel friedlicher zu sein als in der Tel Aviver Umgebung. Ich habe hier bis jetzt noch keinen Raketenalarm miterlebt.

Israel und die Hamas haben heute eine 12-stündige Waffenruhe vereinbart, die bis 19 Uhr MESZ dauert. Was kommt danach?

Bis jetzt habe ich nur mit Juden gsprochen, schade, es würde mich auch interessieren, wie die arabische Bevölkerung den Konflikt sieht. Was ich bis jetzt mitbekomme habe, ist, dass die jüdische und die arabische Bevölkerung kaum Berührungspunkte haben. Die jüdischen Bekannten von mir pflegen keine Freundschaft mit den Arabern. Ich kann nur mutmaßen, dass es auf der anderen Seite genau gleich aussieht. Die Gräber scheinen sehr tief zu sein.

Die Reaktionen der Israeli (damit sind hier nur die Juden gemeint) auf den Raketenbeschuss sind unterschiedlich.Viele scheinen sich mit der Situation abgefunden zu haben. Eine Frau erzählte mir, dass sie jetzt nicht mehr an den Strand geht, da sie Angst davor habe, bei einem Alarm keinen Schutzraum zu finden. Eine Mitarbeiterin, die näher an der Grenze wohnt, meinte, dass sie sich immer mehrmals überlege, ob sie eine Sache unbedingt erledigen muss. Es werde im Süden nämlich empfohlen, sich nicht zu weit von den Schutzräumen zu entfernen. In diesem Zusammenhang ist die Karte des Home Front Command interessant:

http://www.oref.org.il/1096-en/Pakar.aspx

Direkt an der Grenze hat man nur 30 Sekunden Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen, im Bezirk Dan, wo ich lebe, habe ich immerhin noch 90 Sekunden.

Trotz aller berechtigten Kritik an der israelische Regierung finde ich die momentane Lage für die israelische Bevölkerung ebenfalls nicht zumutbar und hinnehmbar. Dies wird in der westlichen Berichterstattung leider allzu oft vergessen. Der Raketenbeschuss aus dem Gaza geht schon seit Jahren, hat nicht ein Staat (hier Israel) das Recht und auch die Pflicht, seine Bürger (alle, auch Araber wohnen in Israel, das scheint der Hamas egal zu sein) zu schützen?

Wenn wir wirklich ehrlich sind, würden wir nicht ebenfalls von unserer Regierung erwarten, dass sie eine für uns bedrohliche Situation so schnell wie möglich beendet? Was wäre, wenn z.B. von Frankreich aus regelmäßig Raketen nach Deutschland abgeschossen werden? Könnten wir immer noch mit dem Finger auf Israel zeigen und eine einseitige Schuldzuweisung vornehmen? Ich könnte es nicht. Das sind nur Gedanken, die mich momentan beschäftigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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