Er soll Hitler zum Holocaust angestiftet haben? Netanjahus Behauptung ist abwegig. Ein Faktencheck für alle, die den Mufti von Jerusalem nicht mehr kennen
Ein Gastbeitrag von Hans Goldenbaum
Ein interessanter Artikel vom Historiker Hans Goldenbaum, der zurzeit in Jerusalem zu den Beziehungen zwischen arabischen Nationalisten und Zionisten in den 1930er und 1940er Jahren forscht.
Goldenbaum zufolge hätte der Mufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, kaum irgendeinen Einfluss auf führende Kreise des nationalsozialistischen Apparats gehabt. Vielmehr hätten nationalsozialistische politische und militärische Strukturen seine Anwesenheit für propagandistische und strategische Zwecken genutzt. Husseini war jedoch unstreitig radikaler Antisemit und hatte die Ziele der Achsenmächte (insbesondere das Deutsche Reich, Italien, Japan) unterstützt.
Der (noch so geringe) Einfluss Husseinis war von mörderischer Art: Al-Husseini wäre nicht nur über die Realität der deutschen Vernichtungspolitik im Osten informiert gewesen, sondern hätte auch mehrfach aktiv bei verantwortlichen Stellen interveniert, um den Austausch jüdischer Häftlinge beziehungsweise die Ausreise von Juden in Richtung Palästina zu verhindern. 1943 soll al-Husseini zum Beispiel die Freilassung von 5000 jüdischen Kindern verhindert haben, die auf Initiative des Roten Kreuzes gegen 20.000 gefangene Deutsche ausgetauscht werden sollten. Durch seine persönliche Intervention bei Heinrich Himmler soll Husseini erreicht haben, dass diese Kinder stattdessen in deutsche Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden.
Der Holocaust sei laut Goldenbaum schon in vollem Gange gewesen, als Husseini 1941 in Berlin auf Hitler traf. Dieser hätte Husseini die Ausweitung der Vernichtungspolitik auf den Nahen Osten im Falle eines deutschen Sieges angekündigt. Dieser Fall traf nie ein.
Die Behauptung von PM Netanyahu hat aber bewirkt, dass sich endlich viele Menschen über die nachweisbaren Verbindungen der Nazis mit den Muslims Gedanken machen.
Dieser Mufti ist immer noch der spirituelle Führer von Dr. Abbas, Arafat und weiteren islamischen Terrororganisationen und vom heutigen Mufti in Jerusalem.
Inzwischen hat PM Netanyahu seine Behauptung zurückgenommen.
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Ich habe die Vermutung, dass Netanyahu diese Aussage absichtlich getätigt hat, um den Westen „aufzurütteln“. Er scheint mir ganz gebildet zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bzgl. der Rolle des Muftis einfach einem Irrtum unterlegen war.
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Danke für Ihre gute Meinung über unseren PM Benjamin Netanyahu. Unser PM war nicht nur ein mehrfach ausgezeichneter Soldat (Hauptmann) in einer Eliteeinheit, die damals von Ehud Barak geführt wurde. Er ist auch ein Mann mit einem ausgeprägten Geschichtsbewusstsein. Sein Vater, Benzion, s“l, war Historiker und hat seinen drei Kindern sehr viel fundiertes Wissen über das Judentum und zur Geschichte vermittelt.
Ob seine Bemerkung ein Lapsus war oder nicht, spielt keine Rolle. Aber Sie sagen ganz richtig, er hat viele Menschen aufgerüttelt, die sich nun ein konkretes Bild über die bis heute nicht aufgearbeiteten engen Beziehungen zwischen Nazi Deutschland und seinem Gedankengut und den Muslims machen können.
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Gern geschehen! 🙂
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