
Was sind wir Menschen interessant!
Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit wurde ich Zeugin eines Ereignisses, das ich nie wieder vergessen werde. Der Gedanke daran zauberte mir den ganzen Tag über ein dickes Lächeln auf das Gesicht, und auch jetzt muss ich herzhaft grinsen, während ich diese kleine Geschichte schreibe.
Dass Deutsche Bäume lieben, dürfte allgemein bekannt sein. Man denke nur an Joseph von Eichendorff, der in seinen romantischen Gedichten den schönen deutschen Wäldern ein Denkmal setzte, wie in folgender Strophe des Gedichts „Abschied„:
O Täler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächtger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäftge Welt,
Schlag noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt!
Oder an den „Baumversteher“ Peter Wohlleben, der uns in seinem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ mit den Gefühlen und Kommunikationswegen dieser hölzernen Schöpfung vertraut machen möchte:
Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt
Aber gilt diese „Baumliebe“ jetzt auch für schwäbische Asiatinnen?
Damit ist ausdrücklich nicht meine Wenigkeit gemeint, obwohl ich durchaus auch eine „Baumphase“ hatte. Lang ist es aber her, als ich an Bäumen klebte, um den Lebenspuls dieser majestätischen Pflanze zu erspüren.
Nach diesen Ausführungen müsste nun allen klar sein, dass sowohl ein Baum und als auch eine Asiatin zu meiner morgendlichen Erheiterung beitrugen.
Der Baum, vielmehr das Bäumchen, stand am Straßenrand und war wie immer mit einem dünnen brennenden Laubkleid bedeckt. Doch heute war etwas anders, und als ich näherkam, wusste ich warum. Ich wurde schlagartig wach, meine Schlaftrunkenheit verschwand, als ich gewahr wurde, wie eine Asiatin im besten Alter an diesem dünnen Baum rüttelte und schüttelte. Erst dachte ich, dass sie das Laub auffegen wollte, wie es sich im Schwabenland nun einmal gehört (Stichwort: schwäbische Kehrwoche!). Doch nach mehrmaligem Hinsehen erkannte ich, was ihre resolute Schüttel- und Rüttelpartie wirklich bezweckte:
Als die Blätter dieses Bäumchen der physischen (asiatischen) Einwirkung nicht standhalten konnten und langsam fielen, stellte sich das Aschenputtel unserer Zeit mitten unter diesen Blättern, schloß seine Augen und reckte seinen Kopf dem Regen aus brennenden Blättern entgegen, frei nach einem Motiv des Märchens:
„Bäumchen, rüttel‘ dich und schüttel‘ dich,
Wirf goldne Blätter über mich!“
Nachtrag
Ich habe den fraglichen Baum heute näher in Augenschein genommen. Was für ein trauriger Anblick! Er hat sein Laubkleid fast vollständig verloren. Nur einzelne gelbe Blätter hängen noch verloren an den Ästen. Es ist auffällig, dass der Baum gleich daneben erheblich mehr Blätter hat. Woran liegt das? War „Aschenputtel“ wieder am Werk?!