Heute gibt es ein Gedicht von der fast vergessenen Autorin Elisabeth von Janstein. Janstein (Geburtsname: Elisabeth Jenny Janeczek) war eine böhmisch-österreichische Dichterin und Journalistin, die 1938 nach England fliehen konnte. 1939 wurde sie in England als sog. „enemy alien“ verhaftet. Im Frauengefängnis Holloway verfasste Janstein ein Tagebuch („Holloway Journal“), das bislang unveröffentlicht ist. Sie verstarb 1944 an den Folgen einer Operation.
Wand an Wand
Müde bin ich, geh zur Ruh,
Nebenan dein Atmen, du, –
Wenn dein Mund im Schlaf mich nennt,
Weiß ich, daß dich Sehnsucht brennt.
Deines Blutes roter Gang
Geht mein Herz im Traum entlang.
Blüht die Wiese, weites Land,
Pflückt die Blumen meine Hand.
Strömst du weit in Flüssen hin,
Weißt, daß ich zur Seite bin,
Naht sich dir Gefahr und Not,
Teile ich mit dir den Tod.
Dehne deiner Arme rund,
Weich entgegen meinem Mund,
Nimm das aufgebrochne Wort
Zart von meinen Lippen fort.
Müde bin ich, geh zur Ruh,
Nebenan dein Atmen, du –
Bette deinen Kopf zur Wand,
Nah, dann fühlst du meine Hand.