Heute erscheint das neue Buch „Die Getriebenen – Merkel und die Flüchtlingspolitik: Report aus dem Innern der Macht“ des Journalisten Robin Alexander, das die dramatischen Ereignisse rund um die Grenzöffnung für Flüchtlinge im Herbst 2015 zum Inhalt hat. Als „Insider-Report“ gedacht, rekonstruiert der Autor nicht nur die Schlüsselentscheidungen von sechs Schicksalsmonaten, sondern will anhand der Flüchtlingskrise auch erzählen, wie Politik heute gemacht wird.
Hörprobe: „Die Getriebenen“
Ein bestimmt lesenswertes Buch, das Auswirkungen auf die kommende Bundestagswahl haben könnte, zumindest im negativen Sinne für Angela Merkel. Denn der Autor wirft der aktuellen Regierung im Hinblick auf die Flüchtlingskrise „eine Politik des Durchwurstelns, des Taktierens und Lavierens“ vor, die von „hehren Idealen und Opportunismus“ befeuert sei. So sei ursprünglich von den politisch Verantwortlichen beschlossen worden, dass ab 13.09.2015 (die Grenzöffnung war am 04.09.2015) „die Grenzkontrollen wieder eingeführt werden sollten und alle Flüchtlinge „auch im Falle eines Asylgesuches“ zurückzuweisen wären“. Aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen und „öffentlich schwer vermittelbaren Bildern vom Einsatz der Bundeswehr gegen Flüchtlinge“ hätte die Regierung nachfolgend diesen Beschluss jedoch nicht ausgeführt.
Dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise nicht zu den Glanzstücken Merkels gehört, dürfte sich bereits herumgesprochen haben. Fraglich ist, welche bessere Alternative es zu Merkel gibt. Sollen Köpfe rollen, Verantwortung übernommen werden? Ich denke ja, in welchem Ausmaße auch immer. Andernfalls bliebe das Land, die Gesellschaft weiterhin gespalten, das Vertrauen in die Politik könnte nicht wiederhergestellt werden und Bürger würden immer mehr an den rechten Rand abdriften. Keine guten Aussichten für ein Land, das zukünftig vor immensen Herausforderungen steht, keine gute Basis für eine Gesellschaft, die ihre Identität neu definieren muss.