RAINER MARIA RILKE: „Herbsttag“

Was ist seit meinem letzten Blogbeitrag doch nicht alles passiert! Pleite von Air Berlin, Einzug der AfD in den Bundestag … Und nun der Herbst.

Passend zu der braunen Umgebung um uns herum (damit sind nicht nur die schönen Herbstblätter gemeint) würde ich euch heute gerne mit einem Herbstgedicht von Rilke erfreuen, mit dem passenden Titel „Herbsttag“.

Rezitation: Otto Sander

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
 Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
 und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
 gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
 dränge sie zur Vollendung hin, und jage
 die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
 Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
 wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
 und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern,
 wenn die Blätter treiben.

(September 1902)

 

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