„Auf jeden Fall muss man leben“

Ende letzten Jahres hatten wir über eine Berliner Gemeinde berichtet, die zahlreiche Flüchtlinge tauft. Bei unserem zweiten Besuch wagte sich keiner von ihnen mehr offen vor die Kamera. Aus Angst vor Diskriminierung …

http://www.zeit.de/video/2016-08/5081037215001/fluechtlinge-auf-jeden-fall-muss-man-leben

Die Berliner Gemeinde „Haus Gotteshilfe“ ist laut Video dazu übergegangen, das Haus bei Veranstaltungen abzuschließen, aus Angst vor Angriffen auf die Gemeinde und die konvertierten Perser. Sind die von den Konvertiten berichteten Angriffe in den Berliner Flüchtlingsunterkünften tatsächlich nur Einzelfälle, wie von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales angegeben wurde (1:36)?

In diesem Zusammenhang ist auf die von „Open Doors“, einem christlichen Hilfswerk, durchgeführte deutschlandweite Befragung unter christlichen Flüchtlingen hinzuweisen. Ziel dieser Umfrage sei es, „Fehleinschätzungen entgegenzuwirken, die das Problem verharmlosen, und den Betroffenen eine Stimme zu geben“. Häufig werde von den verantwortlichen Entscheidungsträgern in Politik und Gesellschaft nämlich pauschal von Einzelfällen gesprochen, die nicht religiös motiviert seien, ohne dass hierfür eine belastbare Erhebung vorliegen würde. Die Umfrage fand vom 15.02.2016 bis zum 15.04.2016 statt. 86 % der Befragten seien Christen muslimischer Herkunft, wobei der Großteil von ihnen schon in ihrem Heimatland zum christlichen Glauben übergetreten sei.

Dem Bericht „Religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in Deutschland“ von „Open Doors“ zufolge sind bis zum Stichtag 15. April 2016 231 Vorfälle aus ganz Deutschland dokumentiert worden, die von Diskriminierung über Körperverletzungen bis hin zu sexuellen Übergriffen und Todesdrohungen reichen (ab Seite 11). Wie viele Fragebögen insgesamt verteilt wurden, lässt sich dem Bericht nicht entnehmen. Die bis zum obigen Stichtag gemeldeten Vorfälle stellen aus Sicht der Organisation jedoch nur die Spitze des Eisbergs dar, da ein Großteil der christlichen Flüchtlinge und anderer religiöser Minderheiten Vorfälle aus Angst nicht melden würde.

Hier ein Video von „Open Doors“ zu dieser Thematik:

Christenverfolgung in Deutschland

 

„Du hast drei Tage Zeit“

Sie sollte ihrem Glauben abschwören: Die Sudanesin Meriam Ibrahim weigerte sich und wurde zum Tode verurteilt. Eine italienische Journalistin organisierte die Rettung der Christin – und schrieb ein Buch darüber.

Von Antonella Napoli

http://www.zeit.de/2016/04/sudan-glaube-todesurteil-rettungskampagne

Unglaublich, dass man noch im 21. Jahrhundert allein wegen Konversion durch den Staat zum Tode verurteilt werden könnte. Gibt es außer dem Islam noch eine andere Religion, die die sog. Apostasie mit der Todesstrafe ahndet? Interessanterweise soll der Koran selbst für Apostasie keine Strafe im Diesseits vorsehen.

Meriam Ibrahim wurde wegen Ehebruch und Apostasie zu 100 Peitschenhieben und zum Tod durch den Strang verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt war sie mit einem zweiten Kind schwanger.

Ihr wurde Apostasie vorgeworfen, obwohl sie nicht gewusst habe, dass ihr Vater Moslem gewesen sei. Vielmehr sei sie von klein auf im christlichen Glauben erzogen worden.

Die Sache mit dem vermeintlichen Ehebruch ist nicht weniger absurd. Der Ehemann von Meriam Ibrahim ist Christ. Als muslimische Frau hätte sie jedoch nur einen muslimischen Mann heiraten dürfen. Die Ehe mit einem Andersgläubigen sei nicht nur verboten und ungültig, sondern werde bestraft.

Wegen dieser abwegigen Vorwürfe wurde Meriam Ibrahim mit ihrem kleinen Sohn, keine 20 Monate alt, am 17. Februar 2014 ins Gefängnis geworfen, wo sie vor die“großzügige“ Wahl gestellt wurde: Bekehrung zum Islam oder Tod.

Meriam Ibrahim hat sich für den Tod entschieden, denn:

[...] Ich konnte meinen Glauben nicht verraten, der mich zu dem gemacht hatte, was ich war, und der meinem Leben einen Sinn gab. Der Glaube war meine Stärke, mein Halt, das Licht, das meine finstersten Momente erhellte.

Mit Hilfe der Journalistin Antonella Napoli und zahlreicher internationalen Organisationen und Akteure kamen Meriam Ibrahim und ihr Sohn schließlich am 23. Juni 2014 frei. Sie lebt jetzt mit ihrer Familie in den USA.

Über diese Rettungskampagne hat die Journalistin ein Buch mit dem Titel „Meriam – Mit der Kraft der Liebe gegen religiösen Fundamentalismus “ geschrieben, das seit Anfang 2016 erhältlich ist.

 

„Noun ن“ – Christenverfolgung im Irak

Die Regisseurin Aida Schläpfer Al Hassani – selbst schiitische Muslima – berichtet in ihrem Kurzfilm „Noun“ über die Christenverfolgung durch den „IS“ im Irak.

Schläpfer lässt in ihrem Film Christen zu Wort kommen, die den islamistischen Terror überlebt haben, wie Yasi, deren Ehemann getötet wurde. Oder Pater Joseph, dessen Kollege geköpft wurde.

„Noun “ bzw. ن ist das arabische Wort für N (Nazarener = Christen). Die Terrormiliz „IS“ markiert mit diesem Buchstaben die Häuser von Christen und gibt sie so zur Plünderung frei, verbunden mit der Vertreibung oder gar Tötung deren Besitzer.

 

 

Christen im Untergrund

In China breitet sich das Christentum mit einer für die Behörden beängstigenden Geschwindigkeit aus. In einer kleinen Gemeinde wurden jetzt wegen „Baumängeln“ die Kreuze von den Kirchendächern gerissen. Ein Vorgeschmack auf weitere Maßnahmen?

von Petra Kolonko

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/asien/china-christen-im-untergrund-13973818.html

Ein sehr interessanter Artikel über die Situation der Christen in China. Ihm zufolge sollen von den etwa zwölf Millionen Katholiken in China geschätzte fünf Millionen zur „Untergrundkirche“ gehören. Trotz Verbots seitens der chinesischen Politik bekennt sich diese „Untergrundkirche“ nach wie vor zum Papst.

Darüber hinaus gibt es nach offiziellen Zahlen etwa 23 Millionen protestantische Christen in China. Laut FAZ-Artikel könnten es aber bereits an die 80 Millionen sein. Die meisten Protestanten gehören nicht der offiziellen „Drei Selbst“-Kirche“, sondern den sog. „Hauskirchen“ an. Nach den drei „Selbst-Prinzipien“ muss sich die protestantische Kirche selbst verwalten, finanzieren und ihre Lehre verbreiten, um den befürchteten Einfluss westlicher „Kräfte“ zu unterbinden. Die „Hauskirchen“ agieren wie die „Untergrundkirche“ im Untergrund. Sie treffen sich in privaten Wohnungen zu Gottesdienst und Bibelstudium.

Bei der kleinen Gemeinde im Artikel handelt es sich um die Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang, die als die „christlichste“ in ganz China gelten soll. Der Anwalt mehrerer betroffenen Kirchengemeinden in Wenzhou, Zhang Kai, wurde bereits im August wegen „Weitergabe von Staatsgeheimnissen an ausländische Organisationen“ verhaftet.

Hat die chinesische Politik solch eine Angst vor Christen in China, dass sie mehr als 1200 christliche Kirchen ihrer Kreuze berauben muss?

Hat sie Angst vor der Hoffnung, die aus dem Christentum hervorgeht?

„Hoffnung ist das einzige Gefühl, das stärker ist als Angst.“ 

Dieses Zitat stammt vom Präsidenten Snow, dem fiktiven Despoten aus Panem, einer Diktatur.

 

Verfolgte Christen – Weltverfolgungsindex 2015

Das christliche Hilfswerk Open Doors hat den Weltverfolgungsindex 2015 veröffentlicht. Der jährlich veröffentlichte Index gibt in einer Rangliste von 50 Ländern an, wo Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt und diskriminiert werden.

Nordkorea steht weiterhin unangefochten auf Platz 1, dies zum 13. Mal in Folge. Somalia folgt auf Platz 2, Irak und Syrien haben die Plätze 3 und 4 inne. Islamischer Extremismus sei in den meisten der 50 aufgeführten Länder ein Grund der Verfolgung. Das dies nicht ausnahmslos gilt, zeigt Vietnam, das im Ranking auf Platz 16 ist, noch vor Palästina (Platz 26).

Nach Angaben von Open Doors werden weltweit etwa 100 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Christen seien damit die am meisten verfolgte Glaubensgruppierung.