„Gegen Terror hilft kein Dialog“

Ob in Europa tatsächlich schon Krieg ist, wie vom Journalisten Alexander Kissler in den Raum gestellt, kann ich nicht beurteilen. Aber die zeitlich immer kürzeren Terrorwellen auch in Europa (zuletzt Manchester) zeugen meinem Gefühl nach von enormen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die wir uns bereits jetzt stellen sollten.

Der interessante Artikel „Gegen Terror hilft kein Dialog“ von Kissler (23.05.2017) ist lesenswert. Kissler fordert hier dazu auf, die Augen nicht vor Terror zu verschließen und ihm keinen Diskussionsraum zu geben.

 

Cool, aber jüdisch

Ein 14-Jähriger mit jüdischem Glauben hat an der Berliner Friedenauer Gemeinschaftsschule mehr Multikulti erlebt, als ihm gut tat.

Multikulti – aus diesem Grund haben die Eltern den Jugendlichen auf diese Gesamtschule geschickt, die größtenteils von arabischen und türkischen Kindern besucht wird. Aus Freundschaft wurde Hass, als der Jugendliche seinen Mitschülern offenbarte, dass er Jude ist.

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„Auf jeden Fall muss man leben“

Ende letzten Jahres hatten wir über eine Berliner Gemeinde berichtet, die zahlreiche Flüchtlinge tauft. Bei unserem zweiten Besuch wagte sich keiner von ihnen mehr offen vor die Kamera. Aus Angst vor Diskriminierung …

http://www.zeit.de/video/2016-08/5081037215001/fluechtlinge-auf-jeden-fall-muss-man-leben

Die Berliner Gemeinde „Haus Gotteshilfe“ ist laut Video dazu übergegangen, das Haus bei Veranstaltungen abzuschließen, aus Angst vor Angriffen auf die Gemeinde und die konvertierten Perser. Sind die von den Konvertiten berichteten Angriffe in den Berliner Flüchtlingsunterkünften tatsächlich nur Einzelfälle, wie von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales angegeben wurde (1:36)?

In diesem Zusammenhang ist auf die von „Open Doors“, einem christlichen Hilfswerk, durchgeführte deutschlandweite Befragung unter christlichen Flüchtlingen hinzuweisen. Ziel dieser Umfrage sei es, „Fehleinschätzungen entgegenzuwirken, die das Problem verharmlosen, und den Betroffenen eine Stimme zu geben“. Häufig werde von den verantwortlichen Entscheidungsträgern in Politik und Gesellschaft nämlich pauschal von Einzelfällen gesprochen, die nicht religiös motiviert seien, ohne dass hierfür eine belastbare Erhebung vorliegen würde. Die Umfrage fand vom 15.02.2016 bis zum 15.04.2016 statt. 86 % der Befragten seien Christen muslimischer Herkunft, wobei der Großteil von ihnen schon in ihrem Heimatland zum christlichen Glauben übergetreten sei.

Dem Bericht „Religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in Deutschland“ von „Open Doors“ zufolge sind bis zum Stichtag 15. April 2016 231 Vorfälle aus ganz Deutschland dokumentiert worden, die von Diskriminierung über Körperverletzungen bis hin zu sexuellen Übergriffen und Todesdrohungen reichen (ab Seite 11). Wie viele Fragebögen insgesamt verteilt wurden, lässt sich dem Bericht nicht entnehmen. Die bis zum obigen Stichtag gemeldeten Vorfälle stellen aus Sicht der Organisation jedoch nur die Spitze des Eisbergs dar, da ein Großteil der christlichen Flüchtlinge und anderer religiöser Minderheiten Vorfälle aus Angst nicht melden würde.

Hier ein Video von „Open Doors“ zu dieser Thematik:

Christenverfolgung in Deutschland

 

Wie sich die konservativen Islamverbände wegducken

Die größte Gefahr geht nach Ansicht des Freiburger Islamwissenschaftlers Abdel-Hakim Ourghi nicht von polizeibekannten Salafisten aus, sondern von den konservativen muslimischen Dachverbänden. Sie seien noch „meilenweit“ von einem aufgeklärten Islam entfernt. Ourghi fordert drastische Maßnahmen

von Abdel-Hakim Ourghi

http://www.cicero.de/salon/terror-wie-sich-die-konservativen-islamverbaende-wegducken

Ein sehr interessanter Artikel des Islamwissenschaftlers Abdel-Hakim Ourghi, der den Fachbereich Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg im Breisgau leitet. Ourghi gehört vermutlich den liberalen Strömungen des Islams an. Er setzt sich für einen sog. humanistischen Islam ein.

Vollständige Sendung in der Mediathek.

Nachtrag:

Die neue WDR-Sendung „Ihre Meinung“ hat ein interessantes Format. Die Moderatorin Bettina Böttinger gibt dem Publikum vor Ort die Möglichkeit, direkt mit den Experten im Studio zu diskutieren. Regelmäßig werden Kommentare aus den sozialen Medien sowie andere schriftliche Stellungnahmen eingeblendet.Viel zu tun für Frau Böttlinger, die während der Sendung nur in Bewegung ist, um die Meinungen des Publikums einzuholen.

In der obigen Sendung, die ich empfehlen kann, standen folgende Experten dem Publikum Rede und Antwort:

Nurhan Soykan, Stellvertretende Vorsitzende vom Zentralrat der Muslime und Rechtsanwältin

Düzen Tekkal, u.a. Journalistin und sog. Islamkritikerin

Burkhard Freier, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen und Jurist.

Der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi war als Gast anwesend.

Im Rahmen dieser Sendung wurde eine aktuelle WDR-Umfrage präsentiert, derzufolge zwei Drittel der Deutschen die Auffassung vertreten, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Nur noch 34 Prozent stimmen jetzt dem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ zu. 2010 schloss sich fast die Hälfte der Deutschen dieser Aussage an.

Hier drängt sich mir die Frage auf, welcher Islam zu Deutschland gehören soll. Den „einen“ Islam gibt es offensichtlich nicht. Die Bandbreite reicht von toleranten Strömungen bis hin zu Anhängern von „Kopf-Ab-Aktionen“.

Im Beitrag kam die Rede auf den radikalen Salafisten Ibrahim Abou-Nagie, der als als eine der führenden Personen des deutschen Salafismus gilt. Er ist Initiator der umstrittenen Koran-Verteilaktion „Lies“. Der Salafist, der für die sog. „wahre Religion“ eintritt, hält die deutsche Rechtsordnung nicht sehr hoch. Er war bereits mehrmals Subjekt staatlicher Ermittlungen. Am 11. Februar 2016 wurde Abou Nagie vom Amtsgericht Köln wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von dreizehn Monaten verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Nach Ansicht des Gerichts soll Abou Nagie Hartz IV-Leistungen in Höhe von insgesamt 53.000 Euro unrechtmäßig bezogen haben.

Gegen diese Koranverteilungsaktionen hat vor allem die Gruppe „12thMemoRise“ um den gebürtigen Iraker Hassan protestiert, die den Initiatoren vorwirft, Kämpfer für die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu werben. „12thMemoRise“ tritt nach eigener Bekundung für einen „reformierten Islam mit einer deutschen Identität“ ein, der nicht „aus dem Ausland, aus Saudi-Arabien, der Türkei oder dem Iran finanziert wird“.

Die Gruppe von jungen Muslimen kündigte am 12.06.2016 auf YouTube an, dass sie aus Angst um ihre Sicherheit die Tätigkeit zukünftig einstellen wird.

Die Mitglieder seien als sog. „Abtrünnige“ erklärt worden, die vom Islam abgefallen seien (Apostasie).  Ein kurzer Blick ins Internet genügt, um zu erkennen, dass die irdischen Tage eines „Abtrünnigen“ gezählt sind. Die Apostasie wird islamrechtlich mit der Todesstrafe geahndet. Der Koran selbst soll jedoch keine Strafe im Diesseits vorsehen.

„12thMemoRise“ forderte im Hinblick auf die Drohungen in einem Video vom 03.06.2016 eine persönliche telefonische Stellungnahme von zwei schiitischen Verantwortlichen innerhalb einer Frist von 7 Tagen (4:48).

Die geforderte Stellungnahme ist laut Video vom 12.06.2016 ausgeblieben. Es bleibt abzuwarten, ob die Gruppe tatsächlich, wie angekündigt, „zurückkommen“ wird (10:36).

Wir schaff’n das, yeah yeah yeah…

Schön, dass nach Würzburg und Ansbach zumindest noch bei unserer Kanzlerin Zuversicht und Optimismus herrschen.

Ausschnitt aus der heutigen Pressekonferenz

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Wir schaffen das! – Angela Merkel bei Anne Will  🙂

von Jung&Naiv ULTRAS

Der beste Merkelsche Satz ist der in 1:28. „Ja, ich habe einen Plan…“ Den würden vermutlich viele gerne erfahren.

„Du hast drei Tage Zeit“

Sie sollte ihrem Glauben abschwören: Die Sudanesin Meriam Ibrahim weigerte sich und wurde zum Tode verurteilt. Eine italienische Journalistin organisierte die Rettung der Christin – und schrieb ein Buch darüber.

Von Antonella Napoli

http://www.zeit.de/2016/04/sudan-glaube-todesurteil-rettungskampagne

Unglaublich, dass man noch im 21. Jahrhundert allein wegen Konversion durch den Staat zum Tode verurteilt werden könnte. Gibt es außer dem Islam noch eine andere Religion, die die sog. Apostasie mit der Todesstrafe ahndet? Interessanterweise soll der Koran selbst für Apostasie keine Strafe im Diesseits vorsehen.

Meriam Ibrahim wurde wegen Ehebruch und Apostasie zu 100 Peitschenhieben und zum Tod durch den Strang verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt war sie mit einem zweiten Kind schwanger.

Ihr wurde Apostasie vorgeworfen, obwohl sie nicht gewusst habe, dass ihr Vater Moslem gewesen sei. Vielmehr sei sie von klein auf im christlichen Glauben erzogen worden.

Die Sache mit dem vermeintlichen Ehebruch ist nicht weniger absurd. Der Ehemann von Meriam Ibrahim ist Christ. Als muslimische Frau hätte sie jedoch nur einen muslimischen Mann heiraten dürfen. Die Ehe mit einem Andersgläubigen sei nicht nur verboten und ungültig, sondern werde bestraft.

Wegen dieser abwegigen Vorwürfe wurde Meriam Ibrahim mit ihrem kleinen Sohn, keine 20 Monate alt, am 17. Februar 2014 ins Gefängnis geworfen, wo sie vor die“großzügige“ Wahl gestellt wurde: Bekehrung zum Islam oder Tod.

Meriam Ibrahim hat sich für den Tod entschieden, denn:

[...] Ich konnte meinen Glauben nicht verraten, der mich zu dem gemacht hatte, was ich war, und der meinem Leben einen Sinn gab. Der Glaube war meine Stärke, mein Halt, das Licht, das meine finstersten Momente erhellte.

Mit Hilfe der Journalistin Antonella Napoli und zahlreicher internationalen Organisationen und Akteure kamen Meriam Ibrahim und ihr Sohn schließlich am 23. Juni 2014 frei. Sie lebt jetzt mit ihrer Familie in den USA.

Über diese Rettungskampagne hat die Journalistin ein Buch mit dem Titel „Meriam – Mit der Kraft der Liebe gegen religiösen Fundamentalismus “ geschrieben, das seit Anfang 2016 erhältlich ist.

 

Salman Rushdie: Interview zur Freiheit des Wortes

Das Interview stammt vom 27.11.2015. Es wurde kurz nach den islamistischen Anschlägen in Paris am 13.11.2015 aufgenommen.

Salman Rushdie soll 12 Jahre lang im Versteck gelebt haben, nachdem der Iran, unser zukünftiger Busenfreund, ihn Ende der Achtziger mit einer Todes-Fatwa belegte bzw. verfluchte. Die Fatwa besteht immer noch. Seit einigen Jahren könne Rushdie aber wieder ohne Leibwächter das Haus verlassen und würde auch nicht mehr rund um die Uhr bewacht.

Ab 4:14 kommt eine interessante Aussage von Rushdie, derzufolge „wir“ [vermutlich der Westen] uns davor schützen sollten, „uns die Schuld zu geben, dass wir diesen Feind [„IS“ und andere Befürworter von Tod und Terror] haben“. Das sei nicht unser Fehler. Dieser Totenkult sei im Islam entstanden.

Diese Aussage ist für mich interessant, da es im Westen immer noch „Experten“ zu geben scheint, die den Zerfall des Nahen Ostens und das Erstarken des islamistischen Terros nur auf vermeintliche (politische) Versäumnisse des Westens zurückführen wollen. Ich bin keine Nahost-Expertin. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir alleine schuld daran sein sollen, dass irgendwelche Möchtegern-Märtyrer sich auch hier bei uns in die Luft sprengen oder Menschen erstechen wollen.

Hier das Interview:

http://www.cicero.de/videos/video-salman-rushdie-im-interview-zur-freiheit-des-wortes

Das neueste Buch von Rusdie heißt „Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte„.

 

phoenix Runde: Morden im Namen des Islam – Die missbrauchte Religion

Ein interessanter Beitrag der „phoenix Runde“ vom 01.10.2015

Die Moderatorin Anke Plättner diskutiert mit den Gästen Khola-Maryam Hübsch (Autorin), Guido Steinberg (Islamwissenschaftler), Jochen Bittner (Journalist Die Zeit) und Sabatina James (Publizistin und Islamkritikerin) über die Frage, welcher Islam mit seinen konkreten Ausprägungen zu Deutschland gehört.

Es gib nach meinem Eindruck zwei Fraktionen: Die „islamkritische“ um Sabatina James und Jochen Bittner sowie die „islamfreundliche“ um Khola-Maryam Hübsch und Guido Steinberg.

Ich habe das Gefühl, dass Frau Hübsch, die der Ahmadiyya-Gemeinschaft (übrigens Körperschaft des öffentlichen Rechts) angehört, sehr viele reale Probleme im Hinblick auf den Islam verharmlost. Als Frau James sie darauf ansprach, dass es auch in der Ahmadiyya-Gemeinschaft zu Menschenrechtsverletzungen wie Gewaltanwendung gekommen seien (ab 11:52), leugnete sie zuerst diese Vorwürfe. Dann versuchte sie, den Vorwürfen aus dem Weg zu gehen, indem sie das Thema wechselte und um den „heißen Brei herumredete“. Das ist aber lediglich mein Eindruck.

Ich weiß nicht, ob das Ausweichen und der „Gegenangriff“ Taktiken von Frau Hübsch sind. Angesprochen auf die Problematiken der Ehrenmorde und Zwangsheiraten wies sie primär darauf hin (ab 40:32), dass es auch in anderen Kulturen solche Probleme gäbe, anstatt sich mit diesen Problemen speziell in der islamischen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Diese „Taktik“ von Frau Hübsch ist so auffällig, dass die Moderatorin sie direkt fragte, ob sie die Ehrenmorde und Zwangsheiraten überhaupt ablehne (ab 41:40).

Weiterhin ist es sehr interessant, dass laut Frau James die Ahmadiyya-Gemeinschaft weniger als ein Prozent der muslimischen Gemeinschaft darstelle und diese Gemeinschaft weltweit von vielen Muslimen nicht als gleichwertig betrachtet würde (ab 4:35). Falls es wirklich so ist, stellt die Meinung von Frau Hübsch nicht den Mainstream dar. Dann wäre es viel interessanter, wichtige Vertreter der Hauptströmungen des Islams anzuhören. Diese werden vermutlich nicht eingeladen, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht zu radikal?

Die Biografie von Frau James verdient Beachtung. Frau James ist Pakistanerin und wuchs in Österreich auf. Sie tauchte unter und nahm eine neue Identität an, nachdem sie die Zwangsheirat mit einem Cousin ablehnte und infolgedessen Todesdrohungen ihrer eigenen Familie erhielt. Seitdem lebt sie unter Polizeischutz. Sie nahm den Namen „James“ nach ihrer Konversion zum Christentum an. Heute ist Frau James Botschafterin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes und im 2006 von ihr gegründeten Verein „Sabatina„tätig, der sich insbesonders für die Rechte muslimischer Frauen einsetzt.

GEMEINSAM GEGEN ZWANGSHEIRAT

Weltverschwörung und andere Theorien

Haben Muslime ein Problem mit Antisemitismus?

Nach einer Diskussion mit zwei Muslimen vor zwei Tagen vermute ich, dass Antisemitismus in muslimischen Kreisen kein Gerücht bzw. kein Randphänomen ist, sondern tatsächlich ein Problem darstellt.

Die Studie des Institute for the Study of Global Antisemitism (ISGAP) vom Mai 2015 mit dem Titel „Antisemitic Attitudes among Muslims in Europe: A Survey Review“ kommt zum Ergebnis, dass Antisemitismus unter Muslime verbreiteter sei als unter Nicht-Muslime. Der Studie zufolge soll muslimischer Antisemitismus vor allem von zwei Faktoren abhängig sein: von der eigenen Religiösitat und einer fundamentalen Auslegung des Korans. Interessanterweise wird darüber hinaus festgestellt, dass Antisemitismus keine „Negativreaktion“ von diskriminierten oder unterdrückten Muslime sei. Vielmehr könnten die demografischen und sozio-ökonomischen Faktoren die unterschiedliche Häufigkeit von Antisemitismus in den beiden Vergleichsgruppen nicht erklären.

Das Verhältnis von Antisemitismus und Muslime drängte sich mir auf, als ich mit den zwei besagten Muslime darüber diskutierte, ob Israel ein Besatzerstaat ist, die Juden Mörder von Palästinenser sind, und ob es gerechtfertigt ist, Juden auf offener Straße niederzumetzeln.

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Die Terror-Falle

Die Morde von Paris sind nicht den Verfehlungen des Westens geschuldet.

Von

http://www.zeit.de/2015/48/islamischer-staat-terror-ursachen-westen-schuld

Josef Joffe spricht in seinem Beitrag die Verdrehung von Ursache und Wirkung, die Verwechslung von Opfer und Aggressor an, die dadurch entsteht, dass die Taten von Terroristen mit Versagen in der eigenen Gesellschaft zu erklären versucht werden.

Als ich im Sommer 2014 während des Gaza-Krieges in Israel war, trübten nicht die Raketen der Hamas aus dem Gazastreifen meine Freude, sondern all die gebetsmühlenartigen Artikel und Kommentare in den westlichen Medien, die die nicht zu rechtfertigenden Taten der Hamas und anderer fanatischer Palästinenser insbesondere durch die Politik Israels gerechtfertigt sehen wollten.

Ich stamme aus einem Land, das jahrtausendelang von den Chinesen kontrolliert wurde. Im 19. Jahrhundert kamen die Franzosen als Kolonialmacht ins Land. Während des 2. Weltkriegs wurde Vietnam von Japan besetzt. Im 2. Indochinakrieg (Vietnamkrieg) wurde Vietnam ein Spielball der westlichen Mächte. Allein fünf Millionen Vietnamesen starben während dem Krieg. Die Auswirkungen des von den USA eingesetzten Entlaubungsmittels „Agent Orange“ sind bis heute spürbar. Bis heute werden schwer behinderte Kinder geboren, deren Behinderungen auf „Agent Orange“ zurückzuführen sind. Der Vietnamkrieg wurde 1975 beendet. Das sind jetzt erst 40 Jahre her. Vietnam hat es dennoch geschafft, sich innerhalb dieses kurzen Zeitraums zu einem Schwellenland mit guten Perspektiven zu entwickeln. Das Land ist immer noch keine Demokratie, die Menschenrechte werden immer noch verletzt. Die Lebensbedingungen der Bevölkerung haben sich aber erheblich verbessert.

Und wie hat Vietnam sich so positiv entwickeln können? Durch Reformen und Pragmatismus, nicht durch Verharren in der „Opferrolle“, das Suchen der Schuld bei anderen. Und erst recht nicht dadurch, dass Vietnamesen sich irgendwo in der westlichen Welt in die Luft gesprengt haben oder sich in sonstiger Weise an westlichen Menschen rächen wollten. Zumindest sind mir keine vietnamesichen Attentäter bekannt. Vietnam ist meiner Ansicht nach ein gutes Beispiel dafür, wie ein Land sich trotz leidensvoller „Vorgeschichte“ gut entwickeln kann.

Schon in der Bibel steht, dass es leichter ist, den Splitter im Angesicht des anderen zu sehen. Dass man selbst einen Balken im eigenen Auge hat, wird dabei oft nicht beachtet. Entwicklung kann jedoch nicht möglich sein, wenn man sich die eigenen Fehler, das eigene Versagen nicht eingestehen kann und will. Das gilt im privaten Bereich, aber auch in der Politik.

Nachtrag:

Erst jetzt habe ich gesehen, dass Joffe auch das Beispiel Vietnam zitiert hat. Interessant, dass wir beide den gleichen Gedanken hatten.

Hat sich auch bei den Deutschen herumgesprochen, dass die Hygiene in vietnamesischen Lokalen nicht immer den westlichen Standards entspricht? Laut Joffe droht Deutschland nämlich kein vietnamesischer Terrorismus, allenfalls die Fischvergiftung!