Yad Vashem ehrt posthum Hans Feyerabend als »Gerechter unter den Völkern«
Von Naomi Bader
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24023
Mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ werden nichtjüdische Menschen geehrt, die während des Holocaust ihr Leben riskierten, um Juden zu retten.
Hans Feyerabend versuchte vergeblich, das größte NS-Massaker in Ostpreußen zu verhindern. Es fand noch Ende Januar 1945 in Palmnicken statt und kostete über 3.000 jüdische KZ-Häftlinge, meist Frauen, das Leben. Ursprünglich waren es mehr als 5.000 Gefangene, die nach Auflösung der Stutthofer Außenlager in Ostpreußen von Königsberg Richtung Palmnicken getrieben wurden. Nur etwa 3.000 überlebten den knapp fünfzig Kilometer langen Marsch. 2.000 Häftlinge wurden auf dem Weg vom Begleitkommando erschlagen oder erschossen, alles auf offener Straße, am helllichten Tag.
Die SS plante, diese Häftlinge in Stollen der stillgelegten Grube Anna des Bernsteinwerkes in Palmnicken einzumauern. Der Bergwerksdirektor, ein Herr Landmann, gab entgegen der SS-Pläne jedoch keinen Stollen frei. Er ließ die erschöpften und halb erfrorenen Opfer stattdessen in der sehr großen Schlosserei des Werks unterbringen.
Auch Feyerabend, Güterdirektor des Bernsteinwerks, weigerte sich, den Befehlen der SS zu folgen. Diese Aussage von ihm soll vielfach bezeugt worden sein:
Solange er lebe, würden die Juden zu essen bekommen, keiner werde umgebracht, aus Palmnicken dürfe kein Katyn werden.
Feyerabend ließ die Häftlinge versorgen und schützte sie in seinem Bernsteinwerk. Er wurde jedoch wenig später aus dem Weg geschafft. Man fand ihn mit dem eigenen Gewehr durch den Mund geschossen. Ob es tatsächlich ein Selbstmord war, ist bis heute ungeklärt.
Die 3.000 meist weiblichen Häftlinge wurden darauffolgend in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 1945 von der SS unter Feuer aus Maschinenwaffen auf das Eis und ins Meer getrieben. Nur 18 von ihnen konnten überleben.
Hier ein sehr guter ZEIT-Artikel über das Massaker von Palmnicken:
http://www.zeit.de/2002/07/200045_palmnicken_xml
Informationen über die Gedenkstätte in Palmnicken:
http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/774/Holocaustdenkmal-Palmnicken