Die Predigt des Pastors Latzel

Seine „erfrischende“ Predigt am 18.01.2015 hat Olaf Latzel, Pastor in Bremen, nicht nur Freunde beschert. Die Staatsanwaltschaft Bremen ermittelt nun gegen ihn wegen Verdacht auf Volksverhetzung (Stichwort: Dieter Nuhr).

Sein Verstoß gegen Political Correctness hat nicht nur das politische Establishment, sondern auch die Evangelische Kirche in Bremen selbst in Aufruhr gebracht.

In dieser Predigt ermahnte der Pastor seine „Schafe“ dazu, dem „religiösen Synkretismus“ abzuschwören und dem 1.Gebot („Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.„) im Alltag mehr Beachtung zu schenken. Er bediente sich hierbei dem Bibeltext Richter 6, 25-32. Darüber hinaus wehrte er sich gegen den Mainstream, dass der Gott der Bibel der gleiche sei wie der im Koran. (Manchmal frage ich mich, ob die Moslems auch davon ausgehen, dass es der gleiche Gott ist. Dann dürfte es aber keinen Nahostkonflikt geben, da dann alle arabischen Staaten „best friends“ mit Israel sein müssen. Zumindest nach der Bibel.) Auch jetzt noch hält Pastor Latzel am Inhalt seiner denkwürdigen Predigt fest. Nur „zwei, drei unflätige Begriffe“ wären zu entschuldigen.

[…] Gibt es etwas zu entschuldigen? Nein, sagt Pastor Latzel, von zwei, drei unflätigen Begriffen abgesehen, die vielleicht nicht der Wortwahl Gottes, aber doch wohl jener Luthers entsprochen hätten und jedenfalls, sei’s drum, auf sein eigenes, des Pastors, Konto gehen: als da sind der Ausdruck „Dreck“ für den katholischen Reliquienkult, der Ausdruck „Blödsinn“ fürs islamische Zuckerfest sowie der Ausdruck „alter, fetter Mann“, zu dem er, der Pastor, gegriffen hatte, um die Buddha-Figürchen, welche zum Verdruss des einen Gottes gemeinhin auf deutschen Kommoden stehen, einer näheren ästhetischen Bewertung zu unterziehen. Das sei aber auch schon alles, was an seiner Predigt zeitliche Schlacke sei, sagt der Pastor, die Schlacke des rhetorischen Überschwangs, für die er sich entschuldige, keinesfalls aber für den überzeitlichen Rest seiner Predigt. […]

Aber Pastor Latzel kann sich damit trösten, dass wenigstens seine eigene Gemeinde zu ihm steht.

So springt der Gemeindevorstand beiden, dem Gott und seinem Pastor, mit dieser Erklärung bei: „Wie aus der Bibel, den altkirchlichen Bekenntnissen und den Schriften der Reformation hervorgeht, kann der Gott der Bibel nicht der Gott des Korans sein. Das Feiern gemeinsamer Gottesdienste, der Gebete mit Imamen oder Vertretern anderer Religionen ist daher nicht möglich.“ Auch Glücksbringer Buddha-Statuen und Reliquienverehrung gehörten, ganz wie es der Pastor (abzüglich der besagten zwei, drei unflätigen Begriffe) ausgeführt habe, nicht zum evangelischen Christsein: „Der Weg zum Heil führt allein über den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der in die Welt gekommen und für uns Sünder am Kreuz gestorben ist.“ […]

Quelle:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/bremer-pastor-olaf-latzel-sorgt-mit-hasspredigt-fuer-wirbel-13423492.html (Artikel von Christian Geyer)

Alexander Grau, mein neuer „Lieblingskolumnist“, nimmt sich in seiner Kolumne „Grauzone“ auch dieser Thematik an.

Zwar sei Pastor Latzels Predigt fundamentalistisch, biblizistisch und trage deutlich evangelikale Züge. Political Correctness sei das nicht. Dennoch sei Pastors Latzels Predigt auch ein Plädoyer dafür, Differenzen in religiösen oder weltanschaulichen Fragen nicht einfach unter den Teppich zu kehren und mit dem süßlichen Kleister allumfassender Ökumene zuzuschmieren. Zwischen Konfessionen, Religionen, Weltanschauungen und Kulturen gebe es Unterschiede, die mitunter unüberbrückbar seien.

Der Autor Grau stellt abschließend fest:

Die allgegenwärtige Sehnsucht nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner ist das Ergebnis von Konfliktscheu und Denkfaulheit. Es ist nicht immer alles mit allem vereinbar. Und wer A sagt, muss mitunter auch B sagen. 

Den ganz Mutigen, die sich eine eigene Meinung bilden wollen, wünsche ich viel Spaß beim Hören dieser Predigt vom 18.01.2015 im Original. 🙂

2 Gedanken zu “Die Predigt des Pastors Latzel

  1. Wieso muss man mutig sein, um sich die Predigt anzuhören? – Das hat auch jemand gemacht, dem aufrichtige Berichterstattung wichtig zu sein scheint. (Fand ich richtig klasse).
    Hier der Link: http://boess.welt.de/2015/02/03/kein-hassprediger-ein-don-quijote/

    Apropos „gemeinsamer Gott“ (aus einem Vortrag eines Ex-Muslims, der zum Christentum konvertiert ist): Er sprach davon, dass es für Muslime ganz klar ist, dass Allah und Gott nicht identisch sind. Im Gegenteil: Wer das sage, sei bereits Muslim! Zwar habe er noch nicht alles erfasst, aber er sei auf dem besten Weg! Der Anfang sei gemacht! … Kann man es noch deutlicher sagen?

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