„Soll ich den Mund halten?“

Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter wurde bekannt als Neonazi-Gegner. Ausgerechnet ihm wird nun Antisemitismus vorgeworfen.

Von

http://www.zeit.de/2015/44/antisemitismus-albrecht-schoeter-thueringen-vorwurf

Albrecht Schröter soll die Außenpolitik der USA und Deutschlands für die aktuelle Flüchtlingskrise mitverantwortlich gemacht haben. Die islamfeindliche US-Politik der vergangenen Jahrzehnte trage ihre Früchte. Schröter wurde darüber hinaus mit der Aussage zitiert, dass „Deutschland seine Rolle im Nahostkonflikt ändern müsse, es aus seiner vornehmen Zurückhaltung gegenüber Israel als Besatzerstaat heraustreten müsse“. Dieser Aussage kann man meines Erachtens eindeutig entnehmen, dass Schröter unmittelbar Israel (wem auch sonst!) die Schuld an der Flüchtlingskrise gibt, ohne zu bedenken, dass die eigentlichen Fluchtursachen doch in der muslimischen Welt selbst liegen könnten. In manchen Kreisen sind die Juden immer noch an allem schuld.

Vor vier Jahren bekam Schröter noch für sein jahrelanges Engagement gegen Rechtsextremismus den „Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus„, der jährlich von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und dem Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ verliehen wird. Nun wird ihm Begünstigung von Antisemitismus vorgeworfen. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verdacht der Volksverhetzung wurde kürzlich gegen Schröter eingeleitet.

Schröter macht sich dafür stark, dass „jede deutsche Kommune, die eine israelische Partnerstadt hat, sich auch eine palästinensische suchen soll“. Soll diese Aussage aber nicht auch für den gegenteiligen Fall gelten? Sollte nicht jede deutsche Kommune, die eine palästinensiche Partnerstadt hat, sich auch eine israelische suchen? Zwischen Jena und Ramallah besteht bereits eine Städtepartnerschaft. Wo ist aber die israelische Städtepartnerschaft Jenas?

Im Übrigen ist der diesbezügliche Kommentarbereich wieder hochinteressant. Eine Menge Emotionen, von einer sachlichen Auseinandersetzung mit der konkreten Aussage Schröters fehlt aber jede Spur.